Donnerstag, Juli 4, 2024
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Space Force – die neue Supermacht?

Netflix hat im Mai 2020 eine, mit John Malkovich und Steve Carell hochkarätig besetzte, Comedyserie mit bis dato 10 Folgen – in einer Staffel – an den Start gebracht. Diese persifliert die, unter Präsident Trump und seiner Administration gegründeten, namensgebende, neue Teilstreitkraft des US-amerikanischen Militärapparates. Ob sich eine Binge Watch Orgie lohnt oder ob man die Zeit lieber mit seiner Steuerklärung verbringen sollte – das klären wir hier. 

General Mark Naird, welcher als frisch beförderter Soldat nun den höchsten Dienstgrad innehat, den die Streitkräfte zu vergeben haben, wird unvorbereitet mit der Aufgabe betraut, die neuste Idee der Regierung umzusetzen. Der Aufbau der Space Force, welche die nationalistischen Bestrebungen des Präsidenten auch auf das Vakuum erweitern soll, welches die Erde umgibt, verspricht eine undankbare Aufgabe zu werden. Die Rolle des latent überforderten, an der Unsinnigkeit seiner Aufgabe leidenden, Naird ist Steve Carell auf den Leib geschrieben. Einen Großteil der Freude, die man beim Konsum der 10 Folgen empfindet, verdankt man der überragenden Darstellung des Kommandeurs der Space Force. Hier eine traumhafte Szene die zeigt, mit welchem Song man sich gute Laune holen kann:

Steve Carell überrascht dabei nicht, sondern liefert zuverlässig, was man von ihm erwartet. Ebenso John Malkovich, welcher den obersten Wissenschaftler Adrian Mallory als leicht affektierten und doch ironisch distanzierten Konterpart zum eher simpel strukturierten Kommiskopp General Naird gibt. Einen kurzen Auftritt hat auch der überragenden Fred Willard, welcher Nairds Vater spielt. Dieser Auftritt war leider sein letzter, da Willard im Mai 2020 verstarb. R.I.P. Der Kontrast der beiden Charaktere und die mehrfach skizzierte Tatsache, dass die scharf überzeichneten, tumben militärischen Problemlösungsansätze (Naird) von informierten, gebildeten Menschen (Mallory) nicht einmal im Ansatz ernst genommen werden können, sind äußerst unterhaltsam.

Ebenso werden zahlreiche Seitenhiebe darauf geführt, dass die Administration unter Präsident Trump keinerlei Wert auf die Rückmeldung von Experten legt, sondern die unmittelbare, unhinterfragte Umsetzung aller Anweisungen als einzige, akzeptable Form der Zusammenarbeit ansieht.

Dabei ist es zwar so, dass die Schreiber der Serie auch hier um Überspitzung bemüht waren, man JEDE EINZELNE Äußerung des hier dargestellten Verteidigungsministers aber ohne Weiteres als Realität akzeptieren würde. Tatsächlich schmälert das den Unterhaltungswert aber nicht, sondern trägt eher zu der surrealen Atmosphäre bei. Dazu sei zu erwähnen, dass die Regierung der USA versucht hat, den Namen „Space Force“ schützen zu lassen, dies aber nicht konnte, da Netflix ihr zuvorgekommen war.

Leider flacht die Serie nach der dritten Folge ab. Hart!

Den größten Makel stellt der Handlungsstrang dar, welcher Nairds Tochter folgt. Ich weiß ihren Namen nicht mehr und werde ihn auch nicht googlen. Sie war mir zu jedem Zeitpunkt völlig egal. Sie wird jedem Zuschauer zu jedem Zeitpunkt völlig egal sein. Die Qualität der gesamten Serie wäre die gleiche, wenn man alle Szenen, in denen die Tochter vorkam, durch ein Testbild ersetzt hätte. #cancelnairdstochter Meine Empfehlung zu dieser Serie lautet: Schaut euch die ersten 3 Folgen an! Es lohnt sich. Wer die 4. Folge langweilig findet, wird mit dem Rest der Serie nicht glücklicher werden. Es gehört manchmal ein bisschen Mut dazu, eine Serie nicht bis zum Ende zu verfolgen. Ich kenne das Gefühl. Man hat Zeit investiert und möchte die Figuren bis zum Ende ihres Abenteuers begleiten. Nicht immer ist dieser Instinkt hilfreich. Wertschätzt eure Lebenszeit! Seid es euch wert und sagt: „Ich schaue die ersten 3 Folgen Space Force und dann gehe ich mal wieder mit Freunden einen trinken.“ Womöglich werdet ihr euren Freunden empfehlen, die ersten 3 Folgen Space Force zu schauen…wer weiß.

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