Man kennt das Gefühl: erste Reihe bei einem Comedy-Open-Mic. Ein guter Freund zur Rechten, ein alkoholisches Getränk in der Linken und ein gesundes Maß an Erwartungen bezüglich der bevorstehenden Performance.
Das „gesunde Maß an Erwartungen“ ist in dem Fall ein niedriges. Open-Mics sind Anlässe, wo erfahrene Comedians neue Gags ausprobieren, wo sich unerfahrene Comedians dem Lampenfieber stellen und wo das Publikum keinen Eintritt zahlt.
Man ist also –auf, wie vor der Bühne in einem Zustand, der große Enttäuschungen ausschließt. Hin und wieder gibt es jedoch Comedians, die ihren Auftritt mit dem ersten Satz an die Wand fahren. Es ist möglich, eine heterogene Gruppe von Menschen (aka. „Das Publikum“) simultan zu vergrätzen.
Ich habe es erlebt… vielleicht habe ich es sogar gemacht. Hier eine Bestenliste von Äußerungen, die so, oder so ähnlich auf den Bühnen der Republik fielen und die Stimmung im Raum so unsittlich berührten, dass sie sich in Embryonalhaltung auf den Boden legte, bis das Set vorbei war:
1. „Ich möchte das Publikum um Nachsicht bitten. Ich bin kein guter Comedian. Ich bin generell nicht besonders erfolgreich. Eigentlich ist in meiner Familie niemand besonders erfolgreich. Der letzte in meiner Familie, der was Vernünftiges geleistet hat, war mein Uropa. Der war Offizier bei der Waffen SS.“
2. „Heute mache ich ein paar Gags, für die das Publikum in der letzten Show zu viel Niveau hatte… so wie ihr ausseht, müssten die Gags bei euch aber ganz gut ankommen, denke ich.“
3. „Normalerweise rede ich am Anfang meines Sets mit Leuten aus dem Publikum. Ich rede allerdings nur mit Leuten, die mir sympathisch sind… also überspringe ich den Teil heute.“
4. „Ich muss mein Set heute leider abkürzen. Ich muss meine Freundin vor 22 Uhr daheim abliefern… sie ist minderjährig.“
5. „Ich gehe eigentlich immer nur auf die Bühne, um hübsche Frauen im Publikum zu beeindrucken. Lohnt sich heute eigentlich nicht, der Auftritt“
6. “Ah gefühlt 80 % Frauen im Publikum. Dann weiß ich jetzt schon, dass 90 % meiner Gags hier nicht funktionieren werden. Nicht, weil ihr zu blöd seid, sondern weil sie schlicht sexistisch sind.”
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