Dialekt = Witz?
Fangen wir mit dem Elefanten im Bierzelt an: dem Schwäbischen. In „Tschappel“ wird nicht mit Lokalkolorit gegeizt. Doch wenn der Dialekt zum Hauptträger des Humors wird, gerät das schnell zur Nummernrevue. Man fragt sich: Lacht das Publikum wirklich über den Inhalt – oder nur, weil’s klingt wie bei der letzten Familienfeier mit Onkel Horst?
Natürlich hat Regionalsprache Charme – und richtig eingesetzt, kann sie Tiefe schaffen. Aber in „Tschappel“ wirkt sie oft wie das trojanische Pferd, das eine eher dünne Handlung kaschieren soll.

Coming-of-Age oder Comedy-of-Cliché?
Die Story? Ein junger Typ, Carlo, will nach Australien, bleibt aber nach einem Autounfall in der Heimat hängen. Statt Kängurus gibt’s Küchendienst im elterlichen Wirtshaus – und die klassische Dorfjugend inklusive chaotischer Freunde und pseudorebellischer Ausbruchsversuche. Klingt vertraut? Ist es auch. Wer sich ein „Euphoria auf Schwäbisch“ erhofft, wird eher mit „Dahoam is Dahoam mit TikTok-Referenzen“ bedient.
Natürlich darf eine Serie auch einfach nur unterhalten. Aber ist das hier Coming-of-Age – oder doch nur Klamauk mit BWL-Praktikanten-Vibe?
Wer soll hier eigentlich lachen?
Zielgruppe scheint klar: Jugendliche, die „LOL“ cool finden, aber auch mal ZDF schauen, wenn Mama den Fernseher freigibt. Aber reicht das? Oder ist „Tschappel“ vielleicht auch ein Versuch des Öffentlich-Rechtlichen, Jugendlichkeit durch Dialekt und Dreistigkeit zu simulieren?
Die Charaktere wirken teilweise wie aus einem Buzzfeed-Video zusammengestellt: ein bisschen divers, ein bisschen doof, ein bisschen Drama. Kein Wunder, dass sich die Frage aufdrängt: Werden hier echte Themen verhandelt – oder nur Pubertätsfolklore abgefeiert?
Und trotzdem: Gebt dem Dorfkind eine Chance!
Und jetzt die Kehrtwende: Vielleicht muss das alles gar nicht neu sein. Vielleicht darf deutsche Comedy auch mal wieder aufs Dorf und sagen: „Hey, hier ist’s auch witzig!“ Vielleicht ist „Tschappel“ kein Gamechanger – aber ein Experiment, das zumindest versucht, andere Stimmen hörbar zu machen. Zwischen Dialekt, Dorf und dummen Sprüchen könnte ja doch etwas entstehen: eine Serie, die zumindest ein Lebensgefühl authentisch abbildet – auch wenn’s manchmal weh tut.

Fazit:
Tschappel ist wie eine Halbe beim Dorffest: nicht besonders raffiniert, ein bisschen schal – aber für manche genau das Richtige. Man muss es nicht lieben, aber man darf es versuchen. Und im besten Fall inspiriert es andere Produktionen dazu, mal wirklich neue Wege zu gehen – jenseits von Stereotypen und Schwabenwitzen.